Reichsinsignien

Krönungsmantel und Krönungshandschuhe

Genau wie die Reichskrone und das Reichsschwert gehört der Krönungsmantel zu den Insignien des Heiligen Römischen Reiches und so mit zu den wichtigsten Ausstellungsstücken der Weltlichen Schatzkammer in der Wiener Hofburg. Das Original, ein Radmantel mit 342 m Durchmesser entstand in der königlichen Werkstatt in Palermo im Jahre 1133/44 n. Chr. nach unserer, im Jahr 528 nach islamischer Zeitrechnung.

Der Mantel besteht aus Seidenbrokat, die Kettfäden sind aus Leinen. Er ist reichlich mit Goldfäden bestickt, mit Emailleplättchen verziert, die Kanten sind mit Perlenschnüren umlegt. Als Saumabschluss dient eine Borte aus Brettchenweberei.

Zur 850-Jahrfeier der Stadt Schwäbisch Gmünd sollte eine möglichst originalgetreue Replikation  des Mantels zusammen mit Krone, Reichsapfel, Reichsschwert und später auch den Reichshandschuhen hergestellt werden.
Nachdem der rote Seidenstoff in Italien gefunden worden war, fand man in Dennis Ermert einen fachkundigen Stickmeister, der das maschinelle Sticken der Goldfäden übernehmen konnte. Da der Mantel nicht in einem Stück gestickt werden konnte, teilte er das Motiv in viele einzelne Teile auf, dabei berücksichtigte er genauestens die Stickrichtung des „echten“ Krönungsmantels, um ihm so nah wie möglich zu kommen. Er erstellte einen exakten Bauplan, nach dem die Teile später in der Gewandmeisterei zusammengesetzt werden konnten.

Hier wurde im Januar 2012 damit begonnen, dieses Puzzle wieder zusammenzufügen und auf die tragende Fläche zu heften. Hilfslinien wurden zuerst angebracht, an denen man sich später orientieren konnte.  Dann wurde das Ganze auf einen selbst konstruierten überdimensionalen Quiltrahmen genäht und dort Stück für Stück mit winzigen Knopflochstichen appliziert. Im Oktober 2012 waren alle Teile appliziert und die Perlstickerei konnte beginnen.
Sämtliche Konturen sind mit einer doppelten Reihe Flußperlen umlegt, von denen jede einzelne separat angenäht wurde. Die Perlenreihen überdecken sämtliche Applikationslinien und schaffen zusätzlich die Konturen für die bildliche Darstellung. Inzwischen wurde der Hauptteil des Mantels fertiggestellt, noch fehlt die obere / vordere Abschlusskante, die fertiggestickt werden wird, sobald die Emaillearbeiten beendet sind, da diese zuerst angenäht werden müssen.

Seit dem 5. Mai 2014 befindet sich der „Gmünder“ Krönungsmantel in der extra für die Reichsinsignien geschaffenen Schatzkammer im Museum im Prediger zusammen mit der bereits fertiggestellten Reichskrone, dem Reichsapfel und dem Schwert.

Einige Daten zum „neuen“ Krönungsmantel
*Für die Goldstickerei benötigte Herr Ermert 20.000 m Metallgarn, 5.000 m Rayongarn und 22.500 m Unterfaden. Die Goldstickarbeit umfasst 2.134.000 Stiche.
*Um die einzelnen Teile zu applizieren benötigten wir etwa 300 m dunkelrotes Nähgarn.
*Etwa 176 m messen die Perlschnüre, die alles umranden. Für die bessere Vorstellung: 10 cm Perlen, groß ( 2,5 bis 3 mm ) entsprechen ca. 35 – 38 Stück, 10 cm Perlen, klein ( 2 – 2,5 mm ) entsprechen 50 - 52 Perlen. Um eine einfache Reihe von 25 cm anzunähen, benötigt man etwa 35 – 40 Minuten.
*Abgeschlossen wird die runde Seite mit einer Borte in Brettchenweberei, die  von Frau Barbara Gottwik gewoben wird.

Das Stickteam um den Krönungsmantel
Ute Bundschuh, Hildegard Bergander, Lucia-Kerstin Plischke, Antje Speer, Ingrid Rix, Christa Jäger.

Krönungshandschuhe

Auch sie stammen aus den königlichen Werkstätten von Palermo und wurden im Jahr 1220 für die Kaiserkrönung  von Kaiser Friedrich II hergestellt. Sie bestehen aus rotem Seidenstoff und sind mit Goldstickerei, Perlen, Rubinen, Saphiren und Zellenschmelzplättchen verziert.

Nachdem für die Gmünder Repliken extra ein roter Seidenstoff angefertigt wurde, übernahm Herr Ermert das Anzeichnen der Musterkonturen in Ton-in-Ton-farbenem Seidengarn.

Zur Zeit werden verschiedene Garne für die Goldstickerei in Handarbeit ausprobiert, nur wenige sind wirklich geeignet, um den entsprechenden Effekt zu erzielen. Einige der Steine sind schon gefasst und können zusammen mit einem der vorbereiteten Handschuhe in der Schatzkammer im Prediger besichtigt werden.

Kontakt:
Ute Bundschuh
ubundschuh@aol.com