Fünf Jahre Krönungsmantel

        von Ute Meinke

Staufersaga-Verein (ssv). Am Freitag, 3. Mai, wurde die Historie der Schatzkammer durch Dr. Max Tillmann, Museumsleiter, und Gundi, Mertens, stellvertretende Vorsitzende des Staufersaga-Vereins, im Museum im Prediger nähergebracht. Der Krönungsmantel stand im Fokus aufgrund der langjährigen Produktion und einmaliger Herstellung durch das Krönungsmantel-Team. Die Repliken der Reichsinsignien sind ein wahrer Schatz für Schwäbisch Gmünd, sagte Gundi Mertens bei der Erzählung der Herstellung.

Eine Führung durch die Schatzkammer findet am Sonntag, 5. Mai, 15 Uhr, durch Dr. Max Tillmann und Gundi Mertens statt. Ute Bundschuh gibt Einblicke zur Fertigung des Krönungsmantels. Die Ausstellung kann noch bis Pfingstmontag, 20. Mai, im Museum im Prediger besichtigt werden.

Reichsinsignien - Idee, Initiative und Umsetzung:
Die Initiative zur Nachbildung des Krönungsmantels, Teil der Reichsinsignien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ging von Stephan Kirchenbauer-Arnold aus. Professor Hubert Herkommer hat in bedeutender Weise mit seinem fundierten historischen Wissen die Nachbildung der Reichsinsignien unterstützt.

Unter der Federführung von Gundi Mertens und dem Insignien-Team wurde ab 2011 in der Gewandmeisterei des Staufersaga-Vereins mit der Gmünder Nachbildung der weltweit einzigen Krönungsmantel-Kopie begonnen.

Die verschiedenen Schritte, die zur Entstehung notwendig waren:
Materialbestimmung; Stoff- und Farbauswahl; Aufteilen der spiegelbildlichen Motive in circa 100 Puzzelteile; Zuschnitt des Radmantels und der einzelnen Segmente; Finder einer Stickfirma für das Punchen (Erstellen eines Stickprogramms); Auswahl des Goldfadens (43.000 Meter); Maschinelle Stickerei; Bestimmung der Süßwasserperlen für das spätere Umranden der Einzeleile (es wurden 176 Meter errechnet – das entspricht 100.000 Perlen; Anfertigung eines speziellen Strickrahmens; Vorbereitung für das Aufrollen des Mantels auf dem Rahmen; Alle Stickteile aufquillen; Vorbereiten der Perlenschnüre (jeweils zehn Perlen auf einer Schnur); Alle Segmente mit zwei Reihen von Perlenschnüren umranden; Goldschmiedearbeiten wie 31 Emails – Verschluss und zwei Schulter-Plaketten; Brettchenweberei in drei Abschnitten; Anfertigung der vorderer Bordüre mit den Emails; Zusammenfügen aller Teile; Abfütterung des Krönungsmantels.

Der unvollendete Krönungsmantel wurde von 2014 bis 2019 in der dritten Etage des Museums im Prediger ausgestellt, um den Besucherandrang der Landesgartenschau zu nutzen. 2019 erfolgte der Einzug in die Schatzkammer des Museums.

Der Original-Krönungsmantel ist ein halbrunter Radmantel und hat eine Größe von 342x160 cm und wiegt elf Kilo. Er besteht aus rotem Samit (geritzter Seidensamt).

Historie:
Zu den Staufern gelang der Mantel 1186 durch die Heirat von Konstanze von Sizilien – aus dem Adelsgeschlecht der Hauteville – mit Heinrich VI. Dieser war ab 1169 deutscher Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Ein Kuriosum ist, das der Mantel 1133 für den christlichen Normannenkönig Roger II., Vater der Konstanze von Sizilien, in Palermo von muslimischen Stickern gefertigt wurde. Die Datierung befindet sich in der kufischen Inschrift im Saum. Die symbolische spiegelbildliche Darstellung zeigt je einen Löwen, der ein Kamel überwältigt. In der Mitte des Motivs befindet sich eine stilisierte Palme als Lebensbaum. Die Konturen wurden mit Goldfäden gestickt und sind mit doppelten Perlenschnüren umlegt und wurde damit besonders hervorgehoben.

Zuletzt wurde der Krönungsmantel von Kaiser Franz II. am 14. Juli 1792 getragen. Er ließ den Reichsschatz von Aachen in die Wiener Hofburg holen. Der Krönungsmantel ist sichtbarer Ausdruck der Macht und war wichtiger Bestandteil des Krönungsornats der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Dieses endete 1806 mit der Kronenniederlegung von Kaiser Franz II.

1938 bemächtigte sich Hitler der Reichskleinodien und ließ diese nach Nürnberg schaffen. Die amerikanische Militärregierung veranlasste 1946 die Rückführung in die Wiener Hofburg, welche die Reichsinsignien seither aufbewahren und ausstellen.

Kufische Inschrift. Eine mögliche Übersetzung lautet:
Dieser Mantel gehört zu dem, was in der königlichen Werkstatt gearbeitet wurde, in der das Glück und Ehre, der Wohlstand und die Vollendung, das Verdienst und die Auszeichnung ihren Sitz haben. Hier in der königlichen Werkstatt, die sich guter Aufnahme, herrlichen Gedeihens, großer Freigebigkeit und hohen Glanzes, Ruhmes und prächtiger Ausstattung und die Erfüllung der Wünsche und Hoffnung erfreuen möge. Hier, wo die Tage und Nächte im Vergnügen dahingehen mögen, ohne Ende und Veränderung: im Gefühl der Ehre, der Anhänglichkeit und fördernder Teilhabe im Glück und in der Erhaltung der Wohlfahrt, der Unterstützung und gehörigen Betriebsamkeit. In der Hauptstadt Siziliens im Jahre 528 der Hedschra.

Das Handwerkerteam:
Punchen-Goldstickerei: Firma Embcon, Denis Ermert; Quilten und Perlenstickerei: Ute Bundschuh, Hildegard Bergander, Lucia-Kerstin Plischke, Elisabeth Müller, Ingrid Rix, Antje Speer, Christa Jäger; Brettchenweberei: Barbara Gottwick; Goldschmiedearbeiten: Hans Vetter – Emails; Vorderverschluss und zwei Plaketten, Emails: Annemarie Engelhardt-Nuss.

Bildunterschrift von links:
Dr. Max Tillmann, Museumsleiter, Ahmet Bostanci, Goldschmied, Gundi Mertens, stellvertretende Vorsitzende des Staufersaga-Vereins und Bürgermeister Julius Mihm.

Zurück